Die Ausgestoßene

Jahrelang prägte ihr Gesicht die ARD-Berichterstattung aus der Sowjetunion. Doch ihre harsche Kritik an der „Einkreisungspolitik“ Russlands durch die NATO-Osterweiterung, an der sie auch nach Beginn des Ukraine-Kriegs festhielt, machte sie für den Mainstream zur Unperson. Still ist es damit um Gabriele Krone Schmalz (75) nicht geworden. Das in der deutschen Bevölkerung weit verbreitete Unbehagen über die von der Politik ausgerufene Zeitenwende, die anhaltenden Fragen über die Kriegsursachen sowie die ausufernde Kriegsunterstützung für die Ukraine machen sie nach wie vor zu einer populären Vortragsrednerin und Buchautorin.

Umso erstaunlicher, daß mit dem BR-Kameramann Ralf Eger ausgerechnet aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk sich jemand an einem wohlwollenden Filmporträt der Frau mit der markanten Kurzhaarfrisur wagte. „Gabriele Krone-Schmalz – Verstehen“, so der Titel seines Films, entstand als Egers Privat-Projekt.

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Eger begleitet Krone-Schmalz durch den Bayrischen Wald, ihrer Herkunftsregion, läßt ihre langjährigen Freunde von dort schwärmend über sie zu Wort kommen – die authentische Sympathieträgerin Krone-Schmalz.

Doch den stärksten Eindruck hinterlassen die Szenen, die sie vor begeistertem Publikum in vollbesetzten Sälen zeigen – vor Durchschnittmenschen, die ihr Vertrauen in die als einseitig wahrgenommenen Mainstreammedien verloren haben, und deren Abkoppelung von den üblichen Informationskanälen möglicherweise kaum zu revidieren ist. „Der Putin, den wir heute haben, hat der Westen zum großen Teil mitgeschaffen“, das ist so einer ihrer Sätze, die auf dankbare Resonanz treffen. Auch so kann Zeitenwende aussehen.

Mit eingearbeitet sind private Filmaufnahmen aus Krone-Schmalzs Zeit als engagierte Reporterin in der Sowjetunion, die sie dem Zuschauer als Russlandkennerin vermitteln sollen. Und den Soundtrack liefern Audioaufnahmen aus ihrer Jugend, in der sie sich als Liedermacherin versuchte und deren Texte in das aufwendig gestaltete Booklet aufgenommen wurden.

Egers professionell gemachter Dokumentarfilm, der vor allem die menschliche Seite von Krone-Schmalz in den Vordergrund stellt, macht deutlich: Auch wenn man ihr nicht in allem folgen mag, tut man sich keinen Gefallen damit, jemanden wie sie mittels Diffamierung aus dem Diskurs heraus zu drängen.

Gabriele Krone-Schmalz – Verstehen
Buch mit Dokumentarfilm

auf Blu-ray (109 Minuten)
2025

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