In Bamberg gedenkt eine Ausstellung des Mittelalter-Kaisers Heinrich II.
Daniel Körtel
Lediglich rund 80.000 Einwohner umfasst die oberfränkische Kleinstadt Bamberg. Und doch war sie im Mittelalter über eine längere Phase das politisch-religiöse Zentrum des frühmittelalterlichen Deutschlands. Kaiser Heinrich II. (973/978 – 1024) gab ihr den entscheidenden Schub, als er sie 1007 zum Sitz des neugegründeten Bistums Bamberg erhob. Für den Bayernherzog aus einer Seitenlinie der Ottonen, der 1002 nach dem unerwarteten Tod seines Vetters Otto III. die Königskrone ergriff, war sie die Lieblingsresidenz.
Gemeinsam mit seiner Gemahlin Kunigunde, mit der er ein einzigartiges Duo bildete, formte der zusätzlich 1014 in Rom zum römisch-deutschen Kaiser gekrönte Herrscher das Reich nach seinem Selbstverständnis als von Gott gesandter Regent gemäß christlicher Prinzipien, wobei er sich insbesondere der Reform kirchlicher Institutionen wie der Klöster verschrieb. Diese war für viele seiner Zeitgenossen in Anbetracht der millenaristischen Erwartungen ihrer Zeit über die baldige Wiederkehr Christi überfällig.
Aus Anlaß des 1000. Jahrestages des Todes ihres großen Förderers, der gemeinsam mit Kunigunde im Bamberger Dom bestattet wurde, eröffnete im Oktober vorigen Jahres das Historische Museum der Stadt mit „Vor 1.000 Jahren. Leben am Hof von Kunigunde und Heinrich II.“ eine Ausstellung über das Leben des Herrscherpaares und der Menschen ihrer Zeit.

Die von der Museumsdirektorin Dr. Kristin Knebel im Begleitband betonte „Vielfalt und Differenziertheit, Dynamik und Mobilität der mittelalterlichen Gemeinschaften“, die gegen das inzwischen überkommene Bild dieses scheinbar dunklen und rückschrittlichen Zeitalters steht, werden durch die Exponate in der Ausstellung perfekt abgebildet. Gleich zu Beginn werden Werkzeuge aus dem Dombau vorgestellt, an deren Form sich bis heute nicht wesentlich viel geändert hat.
Spielsteine und -würfel sowie Schachfiguren belegen, daß durch alle Schichten das Leben nicht allein durch Arbeit bestimmt war, auch wenn von einer Trennung von Arbeit und Freizeit im modernen Sinne nicht die Rede sein kann. Vor allem das Schachspiel nahm für den Adel eine wichtige soziale Funktion ein, denn es war durchaus von Bedeutung, wer es mit wem spielte.

Wie ein optischer Gegensatz zum Klischee des „dunklen Mittelalters“ wirkt die bunte Wand mit den 28 mit allen Farben des Lichtspektrums gefärbten Stoffmustern. Unter der Verwendung heimischer Pflanzen und Insekten wußte das Volk durchaus Farbe in seinen Alltag zu bringen.
Das Aufkommen von Münzen und ihre Verbreitung markieren den wirtschaftlichen Aufschwung, den Europa um die Jahrtausendwende nahm. Das dafür nötige Silber kam aus dem Reichsgebiet. Doch indische Münzen zeigen Handelskontakte sogar bis nach Asien auf.

Breiter Raum wird in der Ausstellung auch Heinrichs Kriegszügen gewidmet. Obwohl sich Heinrich vor allem als christlicher Herrscher nach innen verstand – missionarisch nach außen war er nicht aktiv -, so wenig hatte er Bedenken, gemeinsam mit den heidnischen Liutizen gegen den gleichsam christlichen Polen-König Boreslaw Chrobry vorzugehen, zur Empörung der Zeitgenossen! Gezeigt werden die waffentechnischen Ausrüstungen der beteiligten Parteien, wobei der Kettenpanzer eines Ritters besonders eindrucksvoll wirkt. Videoeinspielungen mit Schauspielern wiederum stellen die Sorgen und Nöte der zum Heeresdienst verpflichteten Bauern dar.
Zum Ende des Rundgangs kommt der Besucher zu den Repliken der Reichskleinodien aus Reichskrone und Heiliger Lanze, in die angeblich ein Nagel aus dem Kreuz Christi eingearbeitet sein soll. In einer Zeit, in der Macht vor allem auf Symbolen beruhte, waren sie von enormer Bedeutung. Heinrich vermochte sich erst durch den raschen Zugriff auf die Heilige Lanze seinen entscheidenden Vorsprung zum Königtum zu sichern.

Heinrich II. verband die Gründung des Bistums Bamberg nicht allein als Werk zu seinem Seelenheil. Ohne Nachkommen, verschaffte er sich damit als letzter der Ottonen-Dynastie damit ein weitreichendes Gedenken, dem in seinem Nachleben besondere Ehrung zuteilwurde. Die Kinderlosigkeit wurde sakral überhöht als Folge einer „Josephsehe“, in der Heinrich und Kunigunde in einem besonders religiösen Lebenswandel dem Vorbild der Jesus-Eltern Maria und Joseph nacheifernd, sexuell nicht miteinander verkehrten. Dies und ihr Einsatz für die Kirche führten zu ihrer Heiligsprechung, zuerst im Jahr 1146 der Heinrichs – als einzigem mittelalterlichen Kaiser – und nachfolgend in 1200 Kunigunde, wobei diese in ihrer Popularität inzwischen ihren Gatten weit überholt hat.
![]() | Die Ausstellung „Vor 1.000 Jahren. Leben am Hof von Kunigunde und Heinrich II.“ ist bis zum 27. April 2025 in Bamberg im Historischen Museum, Domplatz 7, täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Der Katalog mit 256 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen kostet im Museum 29,00 Euro. |