In der Spätphase seiner Schauspielerkarriere konnte die Hollywood-Legende Paul Newman (1925 – 2008) es sich aussuchen, auch in Filmen aufzutreten, die nicht dem Massengeschmack entsprachen. Einer davon ist das dystopische Endzeitdrama „Quintett – Ein Mann gegen die ganze Welt“ (1979).
Regie-Altmeister Robert Altman (1925 – 2006) versetzte Newman darin in die Rolle von Essex, einem Jäger in einer unbestimmten Zukunft, in der die Welt unter einer globalen Eiszeit gefriert. Es ist in dieser lebensfeindlichen Welt kaum noch Jagdwild aufzutreiben. So entschließt sich Essex, gemeinsam mit seiner schwangeren Gefährtin Vivia (Brigitte Fossey) in die Stadt seiner Herkunft, zu seinem Bruder, zurückzukehren.
Nur noch wenige Menschen leben in dieser Stadt, in die der Winter seine kalten Finger streckt. Ihre Zahl schrumpft, Kinder werden keine mehr geboren. Das Leben bewegt sich auf einem primitiven Niveau. Die Leichen der Verstorbenen bleiben unbeachtet liegen und werden den streunenden Hunden zum Fraß überlassen. Es ist, als ob der scheinbar ewige Winter auch die Emotionen der Menschen eingefroren hätte.
Statt zu arbeiten, dem Niedergang entgegenzuwirken, widmen sich die letzten Menschen einem besonderen Zeitvertreib, der ihren ganzen Lebensrhythmus bestimmt: Quintett ist der Name des Spiels mit Würfeln und Spielsteinen, dessen Regeln nicht näher erläutert werden, außer daß es für eine Runde fünf Spieler und einen zusätzlichen Teilnehmer benötigt, dessen Rolle allerdings unbestimmt bleibt.
Während Essex Wiedersehen mit seinem Bruder wirft ein Unbekannter einen Sprengsatz in den Wohnbereich. Der Explosion fallen alle zum Opfer, außer Essex, der den Attentäter verfolgt. Doch dieser wird, noch bevor Essex sein Motiv erfährt, hinterrücks ermordet. Bei dem Toten findet Essex eine Liste mit fünf Namen. Es sind die Teilnehmer einer Quintett-Runde. Wir hier das Spiel auf ein grausames Niveau getrieben? Und was hat der sinistere Grigor (Fernando Rey) als Schiedsrichter mit all dem zu tun? Um der Sache auf den Grund zu gehen, übernimmt Essex die Identität eines des auf der Liste stehenden Namens und gerät dabei unversehens selbst zur Zielscheibe.
Altmann, vor allem bekannt durch seine Verfilmung der Militärsatire „M.A.S.H.“ (1970), hatte wohl kaum einen Kassenschlager im Sinn, als er „Quintett“ drehte. Zwar überzeugt die Inszenierung in dem eisigen Sujet, ebenso wie Newmans Performance, der in dem „Endzeit-Märchen“ (Altmann) den letzten Menschen verkörpert, der sich seine Menschlichkeit bewahrt hat, der nicht erst dann das Leben spürt, wenn der Tod ihm am nächsten ist.
Beim Publikum fiel „Quintett“ durch. Eine prominente Kritikerin wie Fürstin Gracia, die frühere Hollywood-Schauspielerin Grace Kelly, tobte: „Wie können Sie es wagen, meinen guten Freund, den wunderbaren Schauspieler Paul Newman in so einem grauenhaften Robert-Altman-Film mitspielen zu lassen?“ Die Antwort des Produzenten fiel knapp und deutlich aus: „Ach was, Sie können mich mal!“
Doch auch ein kommerzieller Flop hat das Zeug zum heimlichen Klassiker. Und „Quintett“ gehört eindeutig in diese Kategorie. Beste Endzeit-Science-Fiction und ein wie immer herausragender Paul Newman machen den Film zu einem kleinen Juwel. Nur wenige DVDs davon sind noch heute im Umlauf, die teils hochgehandelt werden. Wer auf Dystopien steht, der sollte zugreifen!
Quintett Mit Paul Newman, Brigitte Fossey, Bibi Andersson, Fernanodo Rey 1:53 h; 1979 |