Irgendwo in der Zeit treffen wir uns wieder

Vom Hollywood-Schauspieler Christopher Reeve ist einzig seine Rolle als Superman in Erinnerung geblieben. 1978 stellte er erstmals den „Stählernen“ aus der populären Comicserie in der Blockbuster-Verfilmung von Regisseur Richard Donner dar. Es folgten in qualitativ abnehmender Tendenz drei weitere Teile. Seine Schauspielerkarriere erfuhr einen scharfen Bruch, als er 1995 infolge eines Reitunfalls eine schwere Querschnittslähmung erlitt. Kaum 10 Jahre später starb Reeve am 10. Oktober 2004 im Alter von nur 52 Jahren.

Doch es gibt einen Film mit Reeve in der Hauptrolle, kurz nach „Superman I“, der obwohl kommerziell gefloppt, den Status eines Kultfilms erlangte: „Ein tödlicher Traum“ (Somewhere in Time) kam 1980 in die Kinos, neben Reeve mit einem beeindruckenden Cast aus Jane Seymour und Christopher Plummer sowie Teresa Wright, einer Oscar-Preisträgerin von 1943.

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„Ein tödlicher Traum“ ist ein melodramatischer Fantasy/Science-Fiction-Film über Zeitreisen. Reeve spielt den Drehbuchautoren Richard Collier, der während einer Schaffenskrise in ein mondänes Landhotel flieht. Obwohl Collier zum ersten Mal in dem Hotel ist, glaubt der altgediente Page Arthur (Bill Erwin) ihn wiederzuerkennen. In einer Museumsnische des Hotels, entdeckt Collier das Bildnis einer Frau aus dem Jahr 1912. Es ist Elise McKenna (Jane Seymour), eine zu ihrer Zeit beliebte Theaterschauspielerin, die auch an dem dem Hotel angeschlossenen Theater wirkte. Das Bildnis dieser schönen Frau nimmt Collier gefangen. Collier bemerkt nicht, daß er dieser Frau nur wenige Jahre zuvor begegnet ist, in ihrem älteren Ich – dargestellt von Teresa Wright -, und sie zu ihm sagte: „Komm zurück zu mir.“ Auf seiner Spurensuche nach ihrer Geschichte stößt er auf die scheinbar unwahrscheinliche Möglichkeit der Zeitreisen. Sein alter Philosophie-Lehrer Dr. Gerald Finney (George Voskovec) gibt ihm den entscheidenden Hinweis, wie sie ohne jede Technik zu bewerkstelligen ist, allein aus eigener Willenskraft heraus.

Collier bereitet sich akribisch vor, besorgt sich Geld und Kleidung aus der Zeit um 1912. Es gelingt ihm aus seinem Hotelzimmer heraus die Reise durch die Zeit zu der Frau, in deren Bildnis er sich verliebt hat. Doch um endlich Elise für sich zu gewinnen, muß er erst noch die Hürde ihres Agenten William Fawcett Robinson (Christopher Plummer) überwinden, der seine Klientin abschirmt. Und vor allem, kann eine solche Liebe durch die Zeit eine Zukunft haben?

Der Plot geht zurück auf eine Romanvorlage des Scifi-Autoren Richard Matheson (1926 – 2023), der bereits den Stoff für Filme wie „Ich bin Legende“ bzw. „Der Omega-Mann“ und „Die unglaubliche Geschichte des Mister C“ geliefert hat.

Das Grand Hotel auf Mackinac Island im Huronsee im US-Bundesstaat Washington lieferte die ideale Kulisse für die Szenerie der Edwardianischen Epoche am Beginn des 20. Jahrhunderts. Regisseur Jeannot Szwarc urteilte über die Örtlichkeit: „Das bei Weitem Beste für mich bezüglich Mackinac war die Qualität des Lichtes. Das dortige Licht war einfach wunderschön. Es war auf natürliche Weise diffus.“

Um die melodramatische Stimmung durch die Filmmusik zu verstärken, konnte kein besserer Komponist gefunden werden als John Barry (1933 – 2011), der schon den typischen Sound der Bond-Filme schuf.

Doch auch eine noch so perfekte Inszenierung kann nicht verhindern, daß sie beim Massenpublikum durchfällt. Im Fall von „Ein tödlicher Traum“ sind die Gründe rätselhaft. Reeve und Seymour bildeten ein romantisches Traumpaar. Der Film selbst gewann 1981 den renommierten Saturn Award in der Kategorie Fantasy sowie Nominierungen weiterer Preise. Und doch bildete sich im Laufe der folgenden Jahre eine enthusiastische Fan-Gemeinde, die bis heute mit einer jährlichen Convention auf Mackinac Island das Andenken an den Film hochhält.

Das Thema Zeitreisen hat die Science-Fiction immer sehr beschäftigt. H.G. Wells, einer der ersten Zeitreiseautoren, hat 1895 mit „Die Zeitmaschine“ einen Roman vorgelegt, der bis heute seine ungebrochene Faszination auf die Leserschaft ausstrahlt. Wells Vorstellung von der Zeit gleicht darin einem Strom, der seine darauf befindlichen Akteure mit sich reisst. Matheson schreibt zu diesem Modell in „Bid Time Return“, der Vorlage zu „Ein tödlicher Traum“:

Intellektuell ist das unbefriedigend, denn Ströme haben Ufer. Daher müssen wir uns überlegen, was es ist, das stillsteht, während die Zeit dahinströmt. Und wo sind wir? Am Ufer oder im Wasser? Der Gedanke ist auch noch aus einem anderen Grund deprimierend, denn wenn der Lauf des Flusses festgelegt ist, dann existiert die gesamte Zeit bereits, die Zukunft ist unveränderlich, wenn wir sie auch nicht kennen, und von einer freien Entscheidungsmöglichkeit kann nicht die Rede sein. Wir hätten dann keinen freien Willen.

Bislang macht die Wissenschaft wenig Hoffnungen, daß sie irgendwann einmal möglich sein könnten. Anhand von „Ein tödlicher Traum“ schrieb der auf Science-Fiction spezialisierte Sachbuchautor Peter Nicolls: „Nach einer Theorie über die Zeit, die besagt, daß alle Zeit gegenwärtig ist, ist das unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Es widerspricht jedoch dem Prinzip der Kausalität, denn wenn [Richard Colliers] Liebe Erfüllung gefunden hätte, wäre sein Sohn alt genug, sein Vater sein zu können.“ („Science in Science Fiction“)

Ein tödlicher Traum
Mit Christopher Reeve, Jane Seymour
99 Minuten
USA, 1980